Making of

Eins vorausgeschickt …

Vor etwa 3200 Jahren befand sich die Welt rund um das östliche Mittelmeer im Umbruch. Eine Klimaverschlechterung führte in weiten Teilen Europas zu Missernten und Hungersnöten, die Wanderbewegungen der Menschen auslösten. Nach einer langen Friedenszeit kam es innerhalb von drei Jahren in Ägypten, Hethitien und Ugarit zum Herrscherwechsel. Gleichzeitig brach die mykenische Palastkultur im heutigen Griechenland zusammen.

Welche Erkenntnisse lagen uns vor?

Viel ist über diese chaotische Zeit nicht dokumentiert. Deshalb war es für uns eine Herausforderung aus Büchern und dem Internet alles zusammenzutragen, was aus dieser Epoche an schriftlichen Zeugnissen veröffentlicht wurde. Darüber hinaus besuchten wir Museen und Stätten, an denen unser Roman spielt. Unterschiedliche Datierungen und Expertenmeinungen machten unsere Arbeit nicht einfacher. Doch letzten Endes kommt es bei einem Roman nicht auf bestimmte Datierungen an, sondern auf die Darstellung großer Zusammenhänge. Wir haben uns für den Zeitstrahl entschieden, in dem Ramses II. im Jahre 1213 v. u. Z. gestorben ist. Darauf baut die Zeitabfolge aller weiteren historischen Ereignisse auf.

Warum haben wir einen Roman geschrieben und kein Fachbuch?

Schon immer lieben Menschen Geschichten. Aber wenn es um Geschichte geht, wenden sich die Meisten ab. Deshalb bedarf es einer spannenden Erzählung, um dem Leser die Geschehnisse einer längst vergangenen Zeit nahe zu bringen. Selbst für Geschichtsinteressierte sind Übersetzungen aus Tontafel- oder Papyrusarchiven langweilig, wenn es sich dabei um die Aufzählung von Handelsgütern und Listen von Abgaben handelt.
Uns hat die ausgehende Bronzezeit so fasziniert, dass wir sie anderen Menschen nahe bringen wollten. Als wir 2006 über ein Buchprojekt nachdachten, fanden wir auf dem Büchermarkt keine Romane, die sich mit den politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen im östlichen Mittelmeerraum befassten. Deshalb machten wir uns selbst an die Arbeit.
Wie haben die Menschen in dieser von uns weit entfernten Zeit gelebt? Welche Probleme hatten sie und wie haben sie diese gelöst? Diese Fragen soll die Romanreihe auf unterhaltsame Weise beantworten.

Die Grundlage der Erzählung

Die Grundlage für die Geschichte über eine Handelsgesellschaft und deren Führungsebene fanden wir auf der Insel Santorin. Die dortigen Wandmalereien zeigten eine hochzivilisierte Seefahrernation. Die Menschen lebten in mehrstöckigen Häusern, in denen die Abwässer durch Tonröhren in Abwasserkanäle unter dem Straßenpflaster geleitet wurden. Frauen scheinen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft gespielt zu haben. Doch Santorin wurde über drei Jahrhunderte vor dem Seevölkersturm durch einen Vulkanausbruch zerstört. In der Ausgrabungsstätte von Akrotiri kann man noch heute die Reste einer Stadt sehen, die unter der Vulkanasche verschüttet wurde. Die Ausstattung der Häuser lässt einen gewissen Reichtum ihrer Besitzer vermuten. Es handelt sich aber sicher nicht um die Hauptstadt der Insel. Die wird wohl eher am Hafen gelegen haben, wo sich sicher auch die Verwaltungsgebäude befanden.
Auf Kreta wird allgemein die Wiege der minoischen Kultur vermutet. Dort wurden bisher aber keine Stadtstrukturen ausgegraben, sondern nur Paläste, die man eher als Verwaltungszentren und Fertigungsstätten einer Agrargesellschaft ansehen muss. Deshalb vermuten wir das Zentrum der minoischen Kultur auf Santorin.
Bei dem Vulkanausbruch auf Santorin wurde Asche und Gestein über die ganze Ägäis verteilt und ein Tsunami verwüstete sogar die Nordküste von Kreta. Bald darauf wurde die minoische von der mykenischen Kultur abgelöst. Auch dies erscheint uns ein Beweis dafür zu sein, dass sich der Mittelpunkt der minoischen Kultur auf Santorin befand.
Nun haben wir überlegt, was würde passieren, wenn eine Wirtschaftsmacht wie Japan durch eine Naturkatastrophe ausgelöscht werden würde. Eine so verheerende Katastrophe würde die überlebenden Japaner auf der ganzen Welt zusammenschweißen. Die Führungskräfte der Zweigstellen japanischer Unternehmen, die es überall auf der Welt gibt, würden nach einem neuen Mittelpunkt suchen, an dem sie ihre Produktionsstätten und Handelsfilialen verwalten könnten. Sie würden vor allem untereinander kooperieren und fusionieren, weil sie nicht nur die gleiche Sprache sprechen, sondern auch die gleiche Firmenpolitik betreiben.
Diese Situation haben wir auf die Seefahrer- und Handelsnation von Santorin übertragen. In Ugarit und Ägypten wurden Häuser mit minoischer Wandbemalung gefunden. Deshalb nehmen wir an, dass es bereits damals zumindest rund um das östliche Mittelmeer Handelsstützpunkte der Minoer, die wir Telchinen nennen, gab. Das ist die Basis für unsere fiktive Telkefti Handelsgesellschaft, ein Zusammenschluss von Händlerfamilien, die den Untergang Santorins überlebten.
Wir haben unterstellt, dass in der Telkefti auch nach dreihundert Jahren die alten Traditionen hochgehalten werden, wobei an einer Art Matriarchat festgehalten wird. Ihre oberste Gottheit bleibt dabei die Urmutter Gaia. Ein großer Teil der Telchinen übernahm jedoch im Laufe der Zeit die Sitten und Gebräuche der Länder, in denen sie nun lebten.