Politische Verwicklungen

…»Schuppiluliuma muss große Angst vor einem Zerfall des Reichs haben. Er hat nicht nur den normalen Treueid von seinen Angehörigen verlangt. Er hat alle schwören lassen, nur ihn selbst als ihren Herrn anzuerkennen, und keine Nachfahren von irgendwelchen früheren Königen, sein Vater mit eingeschlossen. Damit hat er seine ganzen Verwandten – auch seine eigenen Brüder – von der Thronfolge ausgeschlossen.«
»Das haben sie ihm tatsächlich geschworen?«, fragte Odysseus ungläubig.
»Ja. Aber so erzwungene Schwüre sind riskant. Deshalb fühlte sich Alkmene auch nicht mehr sicher in Ugarit. Zumal Ammurapi gleich die Gelegenheit ergriff und Ärger machte.«
»Hatte er nicht gerade erst den Thron in Ugarit bestiegen, als wir zu unserer Reise aufgebrochen sind?«, sagte Achill nachdenklich.
»Genau«, bestätigte Melkart. »Und dann fielen zwei Ereignisse fast zusammen: der Aufstand in Hattuscha und Pharao Ramses Tod. Besser konnte es für Ammurapi gar nicht kommen.«
Odysseus lachte. »Bei jedem Thronwechsel fangen die Vasallen an zu feilschen. Hat er den Tribut, den er an den Eisenthron zahlen muss, noch weiter gedrückt?«
»Schlimmer, viel schlimmer!« Melkart blickte seine Freunde ernst an. »Der Dummkopf hätte beinahe einen Krieg vom Zaun gebrochen.«
»Was?«, riefen Odysseus und Achill wie aus einem Mund.
»Bevor er den Treueid leistete, hat er schnell einen Brief an Merenptah geschrieben. Darin bat er ihn, einen Steinmetz zu schicken, der eine Statue vom Pharao anfertigen sollte. Die wollte er gegenüber dem Standbild von Baal aufstellen lassen. Wisst ihr, was das bedeutet?«
Melkarts Freunde hielten sich entsetzt die Hand vor den Mund. Dann antwortete Odysseus tonlos: »Er hat sich dem Pharao als Vasall angeboten.«…

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